Prof. Dr. Sonja Ständer aus Münster wird beim diesjährigen Spektrum Dermatologie Kongress Einblicke in die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei chronischem Juckreiz geben. Zudem geht sie auf die Gemeinsamkeiten von chronischem Pruritus und chronischen Schmerzen ein.
Juckreiz kann verschiedene Ursachen haben, diese können dermatologische, systemische, neurologische, psychiatrische und kombinierter Natur sein. Außerdem gibt es Fälle von Pruritus, bei denen die Ursache unbekannt ist.
Chronischer Pruritus wird definiert als anhaltender Juckreiz, der länger als sechs Wochen anhält. Dieser ist äußerst belastend für die Betroffenen und beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Der Nachtschlaf kann gestört werden, wodurch es auch tagsüber zu einer Leistungsminderung kommen kann. Die Erkrankung wird auch für die Mitmenschen sichtbar, wenn durch das häufige Kratzen blutige Läsionen entstehen. Folglich haben viele Betroffene das Gefühl einer Stigmatisierung und ziehen sich zurück. Diese soziale Isolation kann dann zu weiterer psychischer Beeinträchtigung führen.
Es wird angenommen, dass bei chronischem Pruritus eine Überempfindlichkeit der Nervenfasern im Sinne einer neuronalen Sensibilisierung vorliegt, so dass die Nervenfasern autark und automatisch Juckreiz generieren. Ständer zufolge ist chronischer Juckreiz mit chronischen Schmerzen vergleichbar.
Chronischer Pruritus: Wichtige Therapieprinzipien
Das wichtigste Behandlungsziel ist die Einleitung einer symptomatischen Therapie gegen den Pruritus. Neben der Linderung des Juckreizes sollen auch die Kratzverletzungen behandelt werden. Zudem ist es wichtig, die auslösende Erkrankung zu identifizieren und zu behandeln, sowie Schlafstörungen und mögliche Probleme in Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten anzugehen.
Um die Situation der Patient*innen erheblich verbessern zu können, wurden seit 2022 neue Therapien zur Behandlung von cholestatischem Pruritus und chronischer Prurigo zugelassen.
Die Forschung steht nicht still: Es wird derzeit noch nach weiteren Optionen geforscht, um vor allem Entzündungsmechanismen in der Haut anzusprechen. Hier können die Blockaden von Interleukin 31 oder JAK-Signalwegen als Beispiele genannt werden. So sind in Zukunft noch weitere Behandlungsmöglichkeiten zu erwarten.
Für weitere Informationen rund um das Thema Juckreiz nehmen Sie gerne teil am Kongress Spektrum Dermatologie. Der Online-Kongress findet statt am 27. Oktober 2023.